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Rezensionen aus der deutschprachigen Presse

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Weitere Informationen über Alma auf Deutscher - hier

 

Pressespiegel 2016-2021 herunterladen

Cinderella – Salzburger Fassung, 2021

 

Orpheus Magazin, Kirsten Benekam, 06/21

Alma Deutschers „Cinderella” als Augen- und Ohrenschmaus

https://www.orpheus-magazin.de/2021/06/01/die-rechte-braut-am-lied-erkannt/

 

Talent verpflichtet – gerade in Sachen Musik ist Teilen Ehrensache. Das spürte die Britin Alma Deutscher (*2005) bereits im Kindesalter. Inspiriert vom Grimm’schen Märchen, komponierte sie als Achtjährige ihre erste abendfüllende Märchenoper „Cinderella” und avancierte bei der Uraufführung 2016 (Orchesterversion) in Wien ad hoc zum Shootingstar. „Töne schweben um mich herum. Sie zaubern ein Lied für mich!”, schwärmt Deutschers Cinderella im ersten Akt. Sie selbst fing die Töne ein, schuf aus ihrem inneren Klangzauber ein vieraktiges Werk in der Tradition der komischen Oper. Nach entbehrungsvoller Corona-Stille feierte „Cinderella” in der Inszenierung von Carl Philip von Maldeghem und unter musikalischer Leitung von Gabriel Venzago nun eine rauschende Premiere. Dass der Abend im besten Wortsinn etwas Märchenhaftes hat, liegt gewiss nicht am harten Kulturentzug. Die wohltuend belebende, zauberhaft berührende und mit feingeschliffener Situationskomik gewürzte „Cinderella” wurde am Ende verdient mit Standing Ovations geehrt. Deutscher verlegt die Handlung in die Welt der Musik: In einem Opernhaus, ehemals von Cinderellas Vater geführt, herrscht die intrigante Stiefmutter (Anne-Fleur Werner). Cinderella, eine begabte Komponistin, trägt wunderschöne Melodien in sich, für die sie, statt Anerkennung und Förderung, Spott und Missgunst erntet. Die beiden Stiefschwestern (Laura Nicorescu und Olivia Cosío) sind Meisterinnen im Nerven und Mobben, talentfrei, hübsch, aber auf lächerliche Art divenhaft. Weil der gesundheitlich angeschlagene König des Regierens müde ist, soll der Prinz auf Brautschau gehen. Doch der lässige Thronfolger im Holzfällerhemd will nicht unbedingt eine Standesgemäße. Seine große Liebe, „die rechte Braut” also, soll musisch veranlagt sein – er selbst ist ein begabter Dichter. Nicht am passenden Schuh, sondern an der zu seinem Gedicht passenden Melodie will er sie beim schrill-schrägen Maskenball mit Gesangswettbewerb „erkennen”. Eine gute Fee (Maria Polańska) macht’s möglich, dass auch Cinderella ihre Chance bekommt. So nimmt, wenn auch auf Umwegen, das (Liebes-)Glück seinen Lauf. Mehr als glücklich auch der „Lauf” der Operninszenierung: Charakter- und stimmungsvolle musikalische Ideen mit eingängigen Melodien in den Gesangspartien entfalten in Topbesetzung volle Wirkung, das Mozarteumorchester Salzburg überzeugt bei höchster Virtuosität und präzisem Zusammenspiel, das Libretto ist voller Witz, hat aber trotzdem Tiefgang. Ein stylisches, auf der Drehbühne in zwei Räume (Königsgemächer und Opernhaus) geteiltes Bühnenbild (Stefanie Seitz) macht den modernen Märchenplot zum Augenschmaus. Laura Incko gibt eine selbstbewusste Cinderella, überzeugt mühelos in allen Tonlagen und sprühender Präsenz. Der Prinz (Luke Sinclair), locker-lässig und grundsympathisch, aalt sich mit geschmeidigem Tenor in seiner Rolle. Dass er mit dem königlichen Vater (George Humphreys) und dessen Minister (Alexander Hüttner) seine liebe Not hat, wie auch das Gebaren der beiden Stiefschwestern als Möchtegern-Operndiven, die sich in trillernd-schillernden Duetten duellieren, ergänzt das Märchenhafte um weitere komische Momente.

 

Klavieralbum „From My Book of Melodies“ 2020

Saarländischer Rundfunk, Die CD der Woche Von Johannes Kloth, 09/2019 

 

Der Star-Dirigent Simon Rattle bezeichnet sie als eine "Naturgewalt", sein Kollege Zubin Mehta als "Genie", gerade erst ist sie mit dem "Europäischen Kulturpreis" ausgezeichnet worden: Die britische Komponistin, Geigerin und Pianistin Alma Deutscher. "From my book of melodies" heißt ihr neues Album - unsere CD der Woche. Klänge, wie aus einer anderen Zeit herübergeweht. Ein Archiv-Fund? Die Hinterlassenschaft eines fast vergessenen Komponisten des frühen 19. Jahrhunderts? Nein, dieses Stück wurde im Jahr 2010 komponiert – von einer damals Fünfjährigen. Ja, richtig... einer Fünfjährigen! Heute - knapp zehnn Jahre später - erinnert sich Alma Deutscher immer noch, wie sie einen Namen für ihr Stück "The lonely Pine-Tree", auf Deutsch "Fichtenbaum und Palme", suchte – und fand. Die gebürtige Britin Alma Deutscher ist ein Phänomen, das seit einigen Jahren die Klassikwelt fasziniert: Zahllos sind die Fans und Bewunderer der 2005 geborenen Komponistin, Geigerin und Pianistin. Auch wenn sie selbst den Begriff Wunderkind nicht mag. Als was anderes soll man Mädchen bezeichnen, das mit zwei Jahren beginnt, Klavier zu spielen, mit drei zur Violine greift, mit vier zu komponieren beginnt, das mit sieben bereits eine komplette Klaviersonate vollendet hat und wenige Jahre später ein Violinkonzert, mehrere Kammermusikwerke und eine abendfüllende Oper.  So außergewöhnlich das alles ist, wenn Alma Deutscher, die seit einiger Zeit in Wien lebt, mit kindlichem Charme und in nahezu perfektem Deutsch ihre Geschichte erzählt, klingt das alles, als wäre es die größte Selbstverständlichkeit. Die Polka "Sixty-Minutes", komponiert mit zwölf Jahren. Ein weiteres von insgesamt elf Stücken, die Alma Deutscher auf ihrem erstem Solo-Klavier-Album versammelt hat. "From my book of melodies"  heißt es und es ist eine Art Werkschau, so pompös der Begriff bei einer Künstlerin im Teenager-Alter auch wirken mag. Aus jedem Lebensjahr hat Deutscher je ein Stück ausgewählt für das Album. Das beginnt bei Variationen, basierend auf einer Melodie, die der jungen Pianistin im Alter von vier Jahren einfiel. Und es reicht bis zu gerade erst festiggestellten Walzern, bei denen der Einfluss ihrer Wahlheimat Wien nicht zu überhören ist.   

"From my book of melodies" ist eine Zeitreise in die Zeit der Klassik und Romantik. Die Poesie eines Franz Schubert, die Melancholie eines Chopin,  die Anmut, Leichtigkeit und Brillanz eines Mozart – das alles findet man in Deutschers Klavier-Preziosen. Dazu blitzt immer wieder eine gute Portion kindlicher Übermut durch. Immer wieder betont Alma Deutscher, wie sehr sie die (wie sie es nennt) "dissonante, hässliche zeitgenössische Musik" verachte. Es sind naive Aussagen, die zuletzt in einer Debatte von Vertretern eines reaktionären Kunst-Verständnisses dankbar aufgegriffen wurden. Man sollte Alma Deutscher nicht unrecht tun und sich am ästhetischen Koordinatensystem einer 14-Jährigen abarbeiten.  Wer weiß, wie die Britin in zehn Jahren denkt und komponiert? Im Moment spielen die letzten 130 Jahre Musikgeschichte bei ihr keine Rolle. Na, und? Wir finden auf "From my book of melodies" handwerklich herausragende und glänzend interpretierte Kompositionen, die Tiefgang haben und zum derzeit allgegenwärtigen Neoklassik-Gedudel einen wohltuenden Kontrapunkt setzen.

Klavierkonzert im Wiener Konzerthaus

Die Presse, Dr. Wilhelm Sinkovicz, 4/2018

Die zauberischen Töne reicher Jungmädchenfantasien.

https://www.pressreader.com/austria/die-presse/20180424/281908773748021n

 

Alma Deutscher, die als Wunderkind Schlagzeilen gemacht hat, präsentierte als Pianistin ihr eigenes Klavierkonzert, das sie als Zehnjährige zu komponieren begonnen hat und im Vorjahr - da war sie zwölf - vollendet hat. Da kam die von Gruber nachdrücklich forcierte Warnung zupass, dass ein Komponist in unserem Äon nicht mehr der wirren Idee verfallen dürfe, dass die Welt sich irgendwie vorwärtsbewege und das Rad immer wieder neu zu erfinden sei. Sie dreht sich im Kreis, treibt aber immer neue, schöne Blüten, wenn man sie denn sprießen lässt. Und dass sich die Schaffensfreude einer jungen Dame im frühen Teenageralter an Klangvorstellungen entzündet, die in romantischen Regionen irgendwo zwischen Mendelssohn'scher Stilistik und Grieg'scher Gefühlsregung angesiedelt ist, scheint nicht nur natürlich, sondern auch absolut legitim. Und wenn in solchen Fällen gern Skepsis mitschwingt, ob denn da alles mit rechten Dingen zuginge - die Musik Alma Deutschers, die sie selbst mit den animiert mitgehenden Kollegen voll Engagement und mit sichtlichem Vergnügen darbietet - steckt voll ungemein origineller Einfälle und wirklicher Überraschungen, dass die Vermutung, es könnte ein guter Arrangeur hier nachgeholfen haben, sogleich verpuffen muss. Geschickten Zeitgenossen, die sich in jenem Idiom als Gebrauchsmusiker verdingen, gebricht es in der Regel an solcher Imagination - die zum offenkundig sicheren Gespür für harmonische und formale Balance hinzukommt. Allein die Überleitung von der Kadenz in die Coda des ersten Satzes verrät die Fantasie der Komponistin - und wie sie vor dem Schlussakkord den mittels eines harmonischen Coups in den ersten Konzerttakten geschürzten Knoten charmant auflöst, das bezaubert. Was der liebe Gott mit diesem Mädchen wohl noch vorhaben mag?

 

 

Violinkonzert – Linz 2018

Volksblatt, Georgina Szeless, 02/2018

Die Naturgewalt eines Kinderstars der Musik

 

 

Nicht zum ersten Mal war Lui Chans Festival Sinfonietta Linz in einer Sonntagsmatinee im Brucknerhaus, aber noch nie hat das Orchester so viel Furore gemacht wie gestern. Der vielerorts tätige Konzertmeister des Bruckner Orchesters brachte Alma Deutscher nach Linz, das 13-jährige englische Wunderkind mit seinem Violinkonzert aus dem Jahr 2015, das es mit einem sensationellen Erfolg aufführte.Es war die Naturgewalt eines Kinderstars der Musik, die von Alma ab dem zweiten Lebensjahr Besitz ergriff, sodass sie seither in ihrem Traumland mit einem untrüglichen Gefühl komponiert, Klavier und Geige spielt. Im In- und Ausland bis Israel reicht die Bewunderung für das Multitalent mit einer jetzt schon beachtlichen Werkliste. Wien staunte erst im Vorjahr über eine Oper, Villach über das Violin- und ein Klavierkonzert beim Carinthischen Sommer, und jetzt Linz, wie Alma Deutscher die gesamte Kontrapunktik und Harmonielehre mit ihren Gesetzen beherrscht. Hier ist die Form der Satzkunst perfekt gewahrt, dort sprudeln die Melodien endlos hervor, wird eine Fuge aus dem Ärmel geschüttelt und alles in Klangfarben eines klassisch-romantischen Stils, die neben dem Können auch die Instrumente erstrahlen lassen. Denn die Partitur schreibt sich Alma Deutscher natürlich selbst. Humor hat sie auch, denn als Zugabe ließ sie sich Noten aus dem Publikum kommen, über die sie am Klavier eine Improvisation hinlegte. Und es entstand plötzlich ein tolles Stück, das mit Standing Ovations bedankt wurde. Das Rahmenprogramm des Konzertes passte genau zu diesem Konzert und veranlasste Lui Chan statt am Dirigentenpult die Konzertmeisterstelle in seinem Orchester einzunehmen. Es konnte sich auf seine erfahrene Leitung verlassen. Eingangs bei der Ouvertüre im italienischen Stil des 20-jährigen Franz Schubert, der das spritzige Werk zur Zeit des Rossini-Taumels in Wien schrieb, und auch beim letzten Programmpunkt, der mit der Sinfonie Nr. 94 G-Dur „Mit dem Paukenschlag“ den allzeit weisen, geistig reifen Joseph Haydn mit angemessener Würde zu Gehör brachte. Die große Kunst von „Papa Haydn“ einer „leichten“ Musik, sie traf hier auf das Multitalent Alma Deutscher in wunderbarer Weise.

 

 

Cinderella für Kinder – Wiener Staatsoper 2018

Wiener Zeitung, Christoph Irrgeher, 01/2018

Ein Himmel voller Zauberflöten

Auch wenn es von außen nach klaren Machtverhältnissen aussah: Die Verhandlungen zwischen Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper, und der zwölfjährigen Alma Deutscher dürften nicht einfach gewesen sein. Das Mädchen aus England hat immerhin etwas geschaffen, was Meyer unbedingt wollte, nämlich eine Oper namens "Cinderella". Sein Haus, so Meyers Vorschlag, würde das Stück auf der Studiobühne zeigen - wenn sich Deutscher bereit erklärte, ihr bisher abendfüllendes Werk auf eine Länge von einer Stunde zu kürzen. Mehr als 60 Minuten seien einem jungen Opernpublikum nämlich nicht zuzumuten. Das sah Deutscher angeblich anders, machte sich aber doch an den schmerzvollen Kürzungsprozess. Das Ergebnis ist nun seit Sonntagmittag auf der Studiobühne Walfischgasse zu begutachten - wobei ins Auge fällt, dass sich der Direktor nicht ganz durchgesetzt hat: "Cinderella" dauert jetzt 75 Minuten. Diese Opernminuten klingen aber ganz fantastisch. Bereits im Jahr 2016 ist Deutschers "Cinderella" in Wien zu Gast gewesen, damals in voller Länge im Casino Baumgarten: Die Kritiker streuten dem Wunderkind damals Rosen, äußerten aber auch leichte Vorbehalte gegenüber Längen. Diese sind der Neufassung fremd. In geballter Form veranstaltet Deutscher ein Feuerwerk ihrer besten Ohrwürmer, und die Zwölfjährige ist eine Melodikerin von hohen Gnaden. Ihre Kantilenen sind sangbar und schlicht im Tonfall von Mozarts "Zauberflöte", transportieren je nach Bedarf bodenlose Trauer oder überströmende Sehnsucht. Dass Deutscher nur selten aus der Tonart einer Arie ausbricht und in ihren modernsten Momenten nach Tschaikowski klingt, tut der Bühnentauglichkeit keinen Abbruch. Begleitet von einem versierten Orcherstersatz, glänzt diese "Cinderella" nicht zuletzt durch eine wirkungsvolle Abfolge von Arien, Duetten, Ensembles und Sprechszenen. Auch die Handlung entfaltet ihren Reiz, denn sie ist in die Welt einer Kinderkomponistin versetzt: Diese Cinderella muss nicht für ihre böse Verwandtschaft Asche fegen, sondern nachts Orchesterstimmen kopieren, denn die Stiefmutter befehligt ein Opernhaus. Auch jenes Souvenir, das Aschenputtel dem Prinzen auf dem Ball zurücklässt, stammt aus der Welt der Musik: Es ist eine Melodie, die der Prinz sofort wieder zur Hälfte vergisst. So sucht er im ganzen Land nach der alleinigen Kennerin dieses Lieds. Die Staatsoper, darf man resümieren, hat gut daran getan, sich diese "Cinderella" zu sichern. Denn sie ist nicht einfach eine Attraktion für die dubiose Wunderkinder-Manege, sondern per se eine gute Oper. Ob sich damit ein junges Publikum begeistern lässt, steht aber auf einem anderen Blatt, denn die Premiere hat ein Problem: Das Orchester (an der Rückwand des Kellersaals) klingt unter Dirigent Witolf Werner oft zu laut, als dass man die Sänger von der Bühne stets verstünde (jedenfalls wenn man weiter hinten sitzt) - und ohne eine akustische Anbindung an die Handlung fühlt sich gerade ein junges Publikum rasch gelangweilt. So ist mancher Erwachsene dann leider auch damit befasst, den Souffleur und Animateur für seine Begleitkinder zu geben. Was auch diese erfreut, sind freilich die kleinen Slapstickgags von Regisseurin Birgit Kajtna und die buntscheckigen Kostüme von Janina Müller-Höreth. Schöne Stimmen kommen (soweit hörbar) von Pavel Kolgatin, einem Prinz mit Tamino-Timbre, und Bryony Dwyer als Cinderella, rollenbedingt schrill wiederum tönt die Stiefverwandtschaft unter Führung von Simina Ivan. Zuletzt viel Beifall, vor allem für Deutscher selbst.

 

Volksblatt - Renate Wagner – 01/2018

 

Der Wiener Rummel um Alma Deutscher war leicht zu erklären, denn wie oft bekommt man schon verbürgte „Wunderkinder“ live vorgeführt? Die kleine Britin komponiert seit ihrer frühesten Jugend, beeindruckt zudem als Geigerin und Pianistin und hat auch schon eine abendfüllende Oper geschrieben. Für die Wiener Staatsoper allerdings war die Zwölfjährige bereit, ihre „Cinderella“ auf eineinviertel Stunden zu kürzen, damit sie ins Kinderopern-Programm des Hauses passt. Und sie trat auch bei der Premiere mit einem Geigensolo auf. Alles Alma, oder was? An dieser Alma Deutscher fasziniert, dass sie es wirklich kann, sonst wäre sie auch nicht so berühmt geworden. Sie komponiert vollgültig, wenn auch in einem Rahmen, den sie sich selbst gesteckt hat. „Schön“ soll es sein, sprich: tonal. Die deutsche Klassik und Romantik, gewürzt mit einer Prise Italiener — das sind ihre Vorbilder. Sie schafft Arien, die es den Sängern nicht leicht machen, und eine Instrumentierung, die immer wieder aufhorchen lässt. Und außerdem klappt auch die gekürzte „Cinderella“ prächtig, mit der witzigen Neudeutung der Figuren: Cinderella ist Komponistin, der Prinz ein Dichter — logisch, dass zwei so reizende Intellektuelle sich finden. Dabei wird auf die Komik nicht vergessen, weder im Opernhaus, wo die reale Handlung spielt und Stiefmutter und Stiefschwester exzentrisch herumtoben, noch im Märchenland, wo es eine freundlich-drollige Fee gibt, einen dummen König, einen gewandten Minister und den Prinzen.

Das alles hat Birgit Kajtna hübsch und unproblematisch in Szene gesetzt, Bryony Dwyer ist eine herzliche Cinderella, Pavel Kolgatin ein schüchterner Prinz, dazu der Salzburger Rafael Fingerlos als witziger Drahtzieher des Geschehens — nichts stand dem Erfolg im Wege, der nicht nur für Kinder gedacht ist.

 

 

Carintischer Sommer 2017 – Klavierkonzert und Violinkonzert

 

Kleine Zeitung Kärnten - Helmut Christian  - 07/2018

Erstaunliche Klänge eines Wunderkindes

 

Komponistin und Solistin Alma Deutscher (12) sorgte für Jubel bei der Eröffnung des Carinthischen Sommers. Sie ist erst zwölf Jahre alt. Im zarten Alter von zwei begann sie mit dem Klavierspiel, mit drei kam die Violine dazu, mit vier begann sie zu komponieren. Neben anderen Werken schrieb sie die 2016 uraufgeführte Oper „Cinderella“. Und so dauerte es nicht lange und Alma Deutscher erhielt das Attribut „Wunderkind“. Zubin Mehta bezeichnete sie sogar als eines der bedeutendsten Musiktalente. Jetzt konnte man die Britin als Komponistin und Solistin beim Eröffnungskonzert des Carinthischen Sommers im vollen Congress Center Villach erleben. Ihre Musik ist tonal, sehr eingängig, klingt sehr romantisch und stark nach Bekanntem und schon Gehörtem (ein bisschen Mozart, ein bisschen Mendelssohn etc.), ist aber kunstvoll verarbeitet. Sie selbst betont in ihren Interviews, dass sie „schöne“ Musik schreiben wolle und ruhig in Kauf nehme, als altmodisch bezeichnet zu werden. Nach ihrer hübschen Ouvertüre „Tanz der Meerjungfrauen“lauschte man dem nochmals überarbeiteten 1. Violinkonzert, bei dem Deutscher auch gleich den Geigenpart übernahm: Empfindsam und sauber ist ihr Spiel, wobei sie durchaus auch kraftvoll zupacken kann. Ihre enorme Virtuosität und selbstbewusste Reife überraschte. Zum Finale war sie dann als Pianistin in der Uraufführung ihres 1. Klavierkonzertes zu hören: auch hier viele feine Töne und eine erstaunlich hohe Technik. Sie wurde dabei vom Wiener Kammerorchester unter Joji Hattori sehr behutsam begleitet. Dazwischen erklang die Musik eines weiteren Wunderkinds, nämlich Mozarts kaum gespielte 1. Sinfonie KV 16, die er als Achtjähriger geschrieben hatte. Und weil der Jubel des Publikums nicht enden wollte, gab Alma noch eine pianistische Zugabe – aber was für eine! Sie ließ von verschiedenen Zuhörern aus einem Täschchen, das ein kleines Mädchen herumtrug, Zettel mit je einer Note ziehen. Über diese vier Töne begann sie dann fulminant zu improvisieren und ließ die Funken nur so sprühen.

 

 

Kronenzeitung, Andrea Hein, 07/2017

Fliegende Finger, große Musik

Carintischer Sommer mit bejubeltem Konzert von Wundermädchen eröffnet. Sie hat alles, was zu einem so genannten “Wunderkind” gehört, und noch ein bisschen mehr: Alma Deutscher, die mit ihren zwölf Jahren nicht nur zweifache Instrumentalvirtuosin ist, sondern im Stil großer Meister auch komponiert. Und darüberhinaus mit Grazie und Charme die Herzen des Publikums im Nu erobert. So auch am Sonntag im Congress Center Villach.

Mit dem von Joji Hattori engagiert und umsichtig geleiteten „Wiener Kammer-Orchester“ geriet das Eröffnungskonzert des Carintischen Sommers zu einem Triumph des Kreativität, auch wenn man stets das Gefühl hat, alles schon einmal gehört zu haben, was Alma mit ihren über Saiten und Tasten fliegenden Fingerns präsentiert. Das ist keineswegs abwertend gemeint, sondern zeugt von umfangsreichstem musikalischen Wissen und ausgeprägtem ästhetischen Empfinden. Denn „schöne Musik“ will sie für die Menschen schreiben, wie sie selbst all überall verkündet. Schöne Musik war tatsächlich zu hören, verhaftet in Klassik und vor allem Romantik, nach großen Vorbilder wie Mozart, Mendelssohn oder Tchaikovsky. Ob Ouvertüre zum „Tanz der Meerjungfrauen“ aus 2015, dem zwischen 2014 und 2017 entstandenen, figurenreicht funkelnden Violinkonzert Nr. 1 in g-Moll oder die Uraufführung ihres aparten, nuancenreichen Es-Dur-Klavierkonzerts: Es sind geschmeidige, kraftvolle, schwelgerische Töne, mit denen dieses (noch) Kind mit seiner augenscheinlichen, mitunter schelmischen Leichtigkeit des Seins für musikalische Wunder sorgt. Für den großen Applaus bedankte sich Alma mit einer Improvisation zu vorab blink gezogenen Noten.

 

 

CINDERELLA, WIEN 2016

OPERNWELT - Gerhard Persché  - 02/2017

Die Oper ist in der Tat erstaunlich – so erstaunlich, dass Zubin Mehta den Ehrenschutz der Aufführung im Dezember im Casino Baumgarten in Wien übernahm. Freilich ist es keine Auseinandersetzung mit der Musik unserer Zeit; vielmehr sog Alma die diversen Strömungen des späteren 18. und des 19. Jahrhunderts auf. Das klingt dann alles ein bisschen nach Mozart, nach Schubert, nach Tschaikowsky. Doch nie so, dass man den Hut vor allzu Bekanntem ziehen müsste. Alles hat durchaus seine Eigenart. Und vor allem hat Alma Deutscher ihre Einfälle hochprofessionell verarbeitet; die Instrumentation ist stupend, die Dramaturgie stimmt. Trotz der fast drei Stunden Länge (mit Pause) kommt nie Langeweile auf. 

 

Der Standard - LJUBISA TOSIC – 12/2016

Elfjährige Alma Deutscher brilliert mit erster Oper

Die Oper der elfjährigen britischen Komponistin Alma Deutscher sprüht vor originellen Einfällen. Wien – An diesem Abend im Casino Baumgarten ist Alma Deutscher quasi überall. Sie begleitet Cinderella vom Klavier aus, steht plötzlich auf der Bühne neben der Hauptfigur und haucht auf der Geige delikat Zweitstimmen zu den ariosen Bekenntnissen der Märchendame, die hier Komponistin ist und im Opernhaus von ihrer Stiefmutter (Intendantin) traktiert wird. Dann singt Alma Deutscher aber auch noch in einer Szene mit und gibt in der Pause ganz heiter Autogramme, lässt sich fotografieren und herzen. Erstaunlich entspannt ist dabei dieses erstaunliche Mädchen, das auch diese erstaunlich gute Oper selbst geschrieben hat. Stilistisch pendelt Cinderella unbeschwert zwischen Wiener Klassik (viel Mozart) und früher Romantik (Mendelssohn und etwas Schumann). Aus diesem Fundus der Musikgeschichte tauchen allerdings bemerkenswerte Eingebungen auf, die das psychologische Korsett der Figuren verstehen. Hier versetzt sich jemand mit sehr viel Einfühlungsvermögen in die Charaktere. Und er versteht es auch, Szenen aufzubauen, sie in Spannung zu halten und dichte Atmosphären zu orchestrieren. Inhalt? Cinderella hat mit einem Prinzen zusammenzufinden, der Dichter ist. Es findet Aschenputtel also ein Gedicht, ohne zu wissen, dass es der Prinzenfeder entsprungen ist und vertont es. Bis zum Happy End gibt es Verwicklungen, und Alma Deutscher beweist dabei Talent zum Humorigen wie zur Melancholie. Regisseur Dominik Am Zehnhoff-Söns belebt das Ganze filmisch und lässt viel Platz für heitere Exaltation. Anna Voshege, Katrin Koch und Catarina Coresi nutzen diese Gelegenheit als Stiefmutter und Schwestern. Nett auch Theresa Krügl in der Titelpartie und Lorin Wey (Prinz), solide das Orchester Oh!pera unter Vinicius Kattah. Alma Deutscher genoss hernach den großen Erfolg. Sie möge die Chance bekommen, sich behutsam weiterzuentwickeln, einen eigenen Stil zu finden und das Leben kennenzulernen.

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Salzburger Nachrichten - Ernst P. Strobl - 12/2016

Cinderella hört den Klang der Seele

Wer elfjährige Kinder zu Hause hat, aufgepasst! Wer weiß denn schon genau, was in solch zarten Wesen schlummert? Da ist etwa eine Elfjährige namens Alma Deutscher, die wirkt auf den ersten Blick völlig normal, ist entzückend, zugänglich, spielt gern mit ihrer Springschnur - und schreibt Musik. Was heißt Musik: Am Donnerstag wurde eine dreistündige Oper von Alma Deutscher uraufgeführt. Im Casino Baumgarten ging die mit Spannung erwartete Premiere über die Bühne, und man durfte verblüfft sein. Auch wenn Erwachsene beim Libretto geholfen haben - die Musik ist allein von Alma.…Nach diesen drei Stunden kriegt das unbeschwerte Kind, das sogar leibhaftig im Bühnengeschehen mit blitzsauberem Ton als Geigerin auftauchte und sich am Klavier Passagen vorbehalten hatte und das vor allem sich so offensichtlich und herzlich über die Standing Ovations freute, doch so etwas wie die rätselhafte Aura eines Aliens. Das muss man der blutjungen Komponistin lassen: Sie hat bei allen Reminiszenzen an Frühklassik und Romantik in ihrem Singspiel jegliche Banalität in ihrem harmonischen Kosmos vermieden und theatermäßig instrumentiert. Kommt etwa die Stiefmutter, klingt es fast nach Königin der Nacht. Cinderella hat eine rührende Ballade, es gibt sogar ein Schlussoktett. Eines ist jedenfalls sicher: Alma Deutscher ist wahrlich ein Phänomen. 

Tiroler Tageszeitung - Martin Fichter-Wöß 12/2016

Operntriumph für elfjährige Komponistin 

Die elfjährige Britin Alma Deutscher schafft mit ihrer zweiten Oper Klänge der Vergangenheit, die dennoch schon einen eigenständigen Weg weisen. 

Alma Deutscher kann einem durchaus Angst machen. Die elfjährige Britin ist nicht nur eine für ihr Alter hervorragende Violinistin und Pianistin und ein charmantes, quirliges Mädchen, sondern auch noch Komponistin. Und das nicht von kleinen Sonaten - sonder gleich einer ganzen Oper. Am Donnerstagabend feierte „Cinderella“ im Wiener Casino Baumgarten umjubelte Uraufführung in neuer Fassung. Eine Kammerversion von „Cinderella“ wurde bereits im Vorsommer in Israel präsentiert. Für die Premiere in Wien überarbeitete Alma das Werk nun grundlegend und hält sich hierfür mit ihrem Vater, dem Sprachwissenschafter Guy Deutscher, schon seit Wochen in Wien auf. Und um den handelsüblichen Tonsetzer, der erst nach dem Musikstudium und mit Ende 20 die Arbeit aufnimmt, noch mehr zu deprimieren, ist „Cinderella“ streng genommen bereits die zweite Oper von Alma, rechnet man das kurze Musiktheaterwerk „The sweeper of dreams“ hinzu, das sie mit sieben Jahren komponierte. Ihre Inspiration holt sich Alma in einem Fantasieland namens Transsylvanien (nur zufällig namensgleich mit der Dracula-Heimstätte) samt Hauptstadt Brasslichmei, in das sich die Kleine täglich gedanklich zurückzieht und dort mit fiktiven Bewohnern, darunter auch Komponisten spricht und sich deren Melodien „ausleiht“. Hauptinspirationsquelle für „Cinderella“ sei der von ihrer Imagination erschaffene Antonin Yellowsink gewesen. Der scheint jedenfalls stark von Rossini, Gounod und Mozart beeinflusst, ist der erste Eindruck, wenn man sich Almas „Cinderella“ anhört. Die eigene Tonsprache muss die kleine Komponistin noch entwickeln, und doch ist das Singspiel in Mozart‘scher Tradition mehr als reiner Pastiche, sondern besitzt schon Eigenständigkeit. Alma arbeitet mit Leitmotiven und würzt die scheinbaren Klänge aus vergangenen Zeiten durchaus mit Witz - da kommt manche von einem Erwachsenen geschriebene Kinderoper bemühter und verkrampfter daher. Dissonanzen sucht man indes vergeblich - bis Schönberg in Transsylvanien auftaucht, wird es wohl noch eine Weile dauern. … Die Schirmherrschaft über das Projekt hat Zubin Mehta übernommen, der vor kurzem vor Journalisten die Nachwuchskomponistin in den höchsten Tönen lobte: „Alma Deutscher ist ein Genie.“ Und das gelte nicht nur für ihre Arbeit als Tonsetzerin, sondern auch für ihr Violin- und Klavierspiel. „Sie spielt wie ein Kind - aber mit perfekten Intonationen. Man glaubt, es ist ein Synthesizer - so perfekt intoniert sie“, zollte die 80-jährige Dirigentenlegende der Elfjährigen seinen Respekt. Allerdings gibt es wohl keinen Synthesizer der Welt, der so strahlen kann wie die junge Violinistin, die bei „Cinderella“ in einer Szene selbst auf der Bühne steht und beim Abschlussapplaus an glückseliger Coolness jedes Ensemblemitglied bei weitem übertrumpft.

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